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Hello Fresh

Was Facebook so von mir denkt, frage ich mich ja manchmal schon. Da blendet es mir auf einmal Werbung von HelloFresh ein, einem Unternehmen, das Gemüse in einen Karton packt und einem dann zuschickt. Angeblich schon ab 2,97 Euro pro Portion.

Wählt man dann diese Box aus, die einem auf der Startseite ans Herz gelegt wird, kostet das Ganze aber plötzlich 27,99 Euro. Denn man kann minimal zwei Personen angeben und minimal drei Gerichte pro Woche. Aha, das soll also wochenweise laufen. Mit der einen Portion für 2,97 € ist dann wohl nichts, die gibt es wohl nur in der Theorie.

Nun, ich bin mir nicht ganz sicher, ob frisches Gemüse, das man in eine Box packt und dann verschickt, viel frischer aus dieser Box herausspringt, als wenn ich die 200 m um die Ecke zum Supermarkt gehe und mir vielleicht sogar nicht den Discounter gönne, sondern einen Qualitätssupermarkt. Da kann ich mir dann das Gemüse sowas von frisch nach Hause holen, das hat überhaupt keine Chance, auf dem Nachhauseweg auch nur einen Anfall von Alter zu bekommen.

Ach ja, und witzig und schön gemacht ist bei HelloFresh dann auch noch, dass es nicht bei den 27,99 Euro bleiben muss. Denn oben kann man einen Knopf umlegen, falls man einen Thermomix besitzt. Das ist dieser unverschämt teure Kochtopf von Vorwerk, der auch noch einen Mixer eingebaut hat, der gerne mal 1200 € oder mehr kostet und für Leute geeignet ist, die zwar kochen wollen, es aber überhaupt nicht können. Der Topf nimmt einen quasi an die Hand und sagt einem, so, jetzt tust du Salz rein, jetzt tust du Pfeffer rein, jetzt tust du Milch rein und so weiter. Was für Dummies halt. Aber das darf man Thermomix-Liebhabern natürlich so nicht sagen, da wäre man die längste Zeit ein Freund des Hauses gewesen.

Wenn man dann also diesen Thermomix-Knopf umstellt, kostet das Ganze auf einmal nicht mehr 27,99 Euro, sondern 39,99 Euro. Ja, Dummie sein ist halt teuer.

Also, wie Sie schon vermuten, hat mich das Angebot nicht ganz nachhaltig überzeugt. Und was ja noch absurder ist, angeblich sind bei diesen Preisen schon 30% Rabatt eingerechnet. Teure Gurken. Da geht jede Gurke, bevor sie in den Karton hüpft, zuvor noch einige Jahre auf die Baumschule, um dort ein wenig Bildung mitzubekommen. Das verteuert sie und das restliche Gemüse natürlich nicht unerheblich.

Aber wenn Sie das gerne machen, sich also mal so richtig von ehemals frischem Gemüse, das in einen Karton gepackt wurde und dann auf der Lieferkette irgendwann zu Ihnen gelangte, verwöhnen lassen wollen, dann lassen Sie sich doch einfach Ihr Gemüse in einem Karton liefern. Why not. So what. Kann doch jeder machen, wie er will. Dann haben Sie so etwas wie einen Dienstboten, der für Sie tätig ist und Ihnen das Zeug auch tatsächlich bis vor die Haustür bringt. Und noch einen Dienstboten, der das alles vorher eingepackt hat für Sie und jede Gurke einzeln gestreichelt und mit ihr gesprochen und sie, in Anbetracht der bevorstehenden langen Reise, zuvor noch psychologisch betreut hat.

Klingt mondän, ist es auch. Ein Hauch von Aristokratie, die sich gegen die dröge Bourgeoisie widerspenstig und standhaft behauptet. Der Klassenkampf findet im Gemüsekarton statt. Wäre das nicht was für Sie?

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