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Wie Religion das Leben beeinflusst

Ich greife nur noch mal eine kleine Begebenheit heraus, die ich vor kurzem mitbekommen habe. Zwei junge Frauen saßen beim Essen und überlegten sich, ob sie die Schinkennudeln nehmen könnten.

Das Restaurant hatte auf die Speisekarte geschrieben, es sei Schinken vom Geflügel. Sie trauten der Sache aber nicht so ganz, fragten noch einmal nach, und dann waren sie aber beruhigt. Ja, das war offenbar Schinken vom Geflügel. Das durften sie essen.

Vermutlich waren die beiden Muslimas, denen ja Schweinefleisch von ihrer Religion her verboten ist. Sowohl im Islam als auch im Judentum soll man Schweine nicht essen.

Vermutlich, so denke ich, war dies wohl ursprünglich einmal eine zeitgebundene Vorschrift aus einer archaischen Zeit, in der Schweine womöglich tatsächlich einige Krankheiten übertragen konnten. Das Verbot, Schweinefleisch zu essen, wurde sicherlich dann in einen religiösen Kontext gesetzt, sodass die Wichtigkeit dieses Verbots untermauert wurde. Gott habe dies so gewollt.

Der archaische Kontext ist heute verschwunden, das Gebot gibt es aber immer noch. Und es ist immer noch wirkmächtig.

Drum ist es nicht ganz egal, was man glaubt, denn der Glaube hat Auswirkungen auf das Leben. Und wenn es nur aufs Schweinefleisch essen ist.

Julia Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin, hat derweil bekanntgegeben, dass die Schweinemast Schritt-für-Schritt humaner werden solle, wobei humaner hier vielleicht das falsche Wort ist. Sie soll mehr am Schwein und dem Tierwohl orientiert sein. Schweine sollten im ersten Schritt ca. 20 % mehr Lebensraum erhalten in Betrieben, die freiwillig bei dieser Qualitätsverbesserung mitmachen wollen und dafür dann auf einem zertifizierten Siegel darauf hinweisen dürfen. Einige Käufer, so glaubt und hofft man, würden das dann in Deutschland honorieren und zugunsten des Tierwohls dann Fleisch mit diesem Siegel kaufen, auch, wenn es etwas teurer wäre.

Gerade in Deutschland, das im Bezug auf seine Schweinemast derart hochgerüstet ist, dürfte es nicht allzu leicht sein, dem Schweinefleisch zu entgehen und zu entsagen. Ein Verzicht mag vielleicht auch heutzutage noch gesundheitliche Aspekte haben, allerdings ist es ein Unterschied, ob man selber entscheiden kann, soll ich einen Fleisch zu essen, oder ob es Regeln gibt, die einem dies kategorisch verbieten.

Es kann natürlich jeder selbst entscheiden, welchen Glauben oder welche Religion er haben möchte. Wobei das so auch nicht ganz stimmt, weil man in Religionen in der Regel sozialisationsbedingt hineingeboren wird. Und plötzlich ist man dann drin.

Für meinen Teil bin ich als Christ doch recht froh, dass ich guten Gewissens essen darf, was ich will.

Denn Jesus Christus, von dem aus auch sogenannte dunkle Stellen des Alten Testaments neu interpretiert werden, mache klar, dass nichts, was man isst, sündig macht.

Solch eine Interpretation ist befreiend. Dann steht ein Verbot erstmal im Raum, kann man sich natürlich dafür entscheiden, es nicht zu beachten. Es steht aber dann trotzdem im Raum und man stolpert doch immer wieder darüber.

Sünde, so sagt Jesus, komme vielmehr von innen heraus, von der Seele, von der Psyche. Wenn man einem anderen etwas Böses wolle, das könne dann Sünde sein.

Essen darf man aber, was man wolle. Essen hat Jesus zufolge nicht die Macht, irgendjemanden kultisch unrein zu machen.

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3 Kommentare

  1. Rachel

    Stimmt, Glaube versetzt Berge. Aber die Zeiten haben sich halt geändert, wir sind vielen alten Dingen entwachsen, mit denen doch einige noch Macht über andere ausleben,sie damit beherrschen, ja, sogar Angst schüren…

    LG, Rachel

    • theolounge.blog

      Ja, vermutlich.

      Aber bei aller Religionskritik sollte man nicht vergessen, dass es den Religionen immer auch darum geht, das Transzendente irgendwie (er-)fassen zu können und zu ergründen, wie man ihm entsprechend denn sein Leben führen sollte, damit es ein gutes Leben ist. Also das Anliegen ist ein originär gutes.

      Aber manche Regel mögen womöglich wirklich etwas zeitbedingt sein und bräuchten vielleicht mal eine Neuinterpretation. Aber das ist aus Sicht von (sehr) Gläubigen natürlich schwierig.

      • Rachel

        Ein schwieriges Thema, ich gebe es zu. Doch von wem soll ich mich bestimmen lassen, was für mich ein gutes Leben ist.
        Von mir möchte ich meinen, ich bin eine gute Christin. und ich bin überzeugt, dass Gott dies alles so nicht sieht. Menschen sind es, die sich das alles ausgedacht haben.
        Danke, dass du auch andere Meinungen gelten lässt, lächel, ich schrieb ja bereits, es ist ein großes Thema mit noch viel weiterem Feld und ganz sicher auch vielen verschiedenen Meinungen.

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