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Was, wenn alle Menschen Christen wären?

Die Welt wäre wohl ein sehr frommer Ort, ein besserer, aber auch ein wenig langweilig.

Zumindest dann, wenn alle so wären wie Ned Flanders, die dann dummerweise noch einen Nachbarn und Einfaltspinsel wie Homer Simpson neben sich wohnen hätten. Aber dieser wäre dann ja vielleicht auch schon Christ und hätte sein Verhalten grundlegend geändert.

Gehen wir mal ins 16. Jahrhundert zurück, ins Zeitalter der Reformation.

Der Gedanke bei Martin Luther, dem Reformator der katholischen Kirche und dem zunächst unfreiwilligen Gründer der Abspaltung von dieser Kirche, der lutherisch evangelischen Kirche nämlich, ist der, dass Gott den ersten Schritt auf den Menschen zu macht (der sogenannte „Indikativ“), sodass der Mensch weiß, er ist von Gott angenommen, und zwar nur aufgrund der Gnade Gottes.

Dies verändert den Menschen innerlich, so Luther, und zwar so sehr, dass er auf dieses Geschenk der Gnade reagieren möchte und künftig von sich aus beginnt, ethisch und moralisch anständig zu handeln. Das ist der Imperativ, der da lautet: Mensch reagiere auf dieses Geschenk Gottes und handele gut.

Nun muss nicht jeder Mensch sein wie Ned Flanders, der ja als bibeltreuer und evangelikaler Christ satirisch überspitzt bei den Simpsons immer wieder dargestellt wird.

Christsein braucht nichts Satirisches zu haben, sondern Christ sein bedeutet, dass man sich dieser Gnade Gottes bewusst wird und von ihr anstecken lässt. Und wenn das aber geschehen würde, würden alle Menschen, die Christen wären, auf einmal nach den höchsten ethischen Standards zu handen beginnen.

Ich spiele diesen Gedanken jetzt einfach mal mit dem Christentum und Christen durch, in dem Wissen, dass auch andere Religionen hohe ethische Zielmarken haben.

Aber bleiben wir einfach mal bei dem Gedanken, was wäre, wenn alle Menschen Christen wären.

Sie hätten also als ethische Zielmarke beispielsweise das Doppelgebot der Liebe, welches Jesus formulierte und welches auf alttestamentarische Gedanken zurückgreift, das da sinngemäß lautet:

Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst. Mitgedacht werden muss, dass man sich selbst achtet und liebt.

Das hieße zwar nicht, dass nichts Schlimmes mehr auf der Erde passieren würde, denn Menschen machen Fehler, das wusste schon Martin Luther, aber die anzustrebende Zielmarke wäre sehr hoch gesetzt.

Würde jeder so handeln, könnten Sie Ihr Fahrrad draußen unabgesperrt stehen lassen. Ebenso Ihr Auto. Auch ihr Haus bräuchten sie nicht mehr abzuschließen. Polizei wäre nicht mehr notwendig, Militär schon gleich gar nicht. Verbrechen gäbe es nicht oder so gut wie nicht, höchstens einmal ausversehen. Aber nicht bewusst. Und Geld bräuchte man vielleicht auch nicht mehr. Man könnte in den Supermarkt gehen, sich dort nehmen, was man bräuchte, und andererseits dafür sorgen, dass die Angestellten im Supermarkt andere Arbeitsleistungen bekämen, die man selber für sie bereitstellen würde.

Eine völlige Utopie. Aber trotzdem, das hätte doch was. Allerdings müsste man daran arbeiten, dass dann nicht alle so frömmelnd wie Ned Flanders durch die Gegend laufen müssten, denn dann käme doch eine zu große Langeweile auf. Nein, ein Christ kann ein normaler Mensch sein, humorvoll, manchmal satirisch, zynisch auch, sofern niemand anders wesentlich dadurch verletzt wird, aber doch immer respektvoll. Und dann wäre die Welt anständig und sicher, langweilig wäre sie aber trotzdem nicht.

Gehen wir es an. Und wenn Sie zufällig einer anderen Religion angehören, dann werden Sie wahrscheinlich nach ähnlichen hohen Standards Ähnliches versuchen. Und sollten Sie an nichts glauben, sondern humanistisch orientiert sein, dann werden Sie wahrscheinlich auch hohe ethische Ziele verfolgen.

Es ginge also nur noch darum, dass alle Menschen das machen. Und das ist eine Sache der Bildung. Wenn junge Menschen, Kleinkinder und Kinder und Jugendliche, eine gute Bildung und emotional verantwortliche Erziehung bekommen, sodass sie sich gewertschätzt und geliebt fühlen können, werden sie gute Karten haben, später auch als mündige und tolerante und respektvolle Bürger in die Welt hinaus zu treten und diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Unabhängig davon, welcher Religion sie nun anhängen oder ob sie vielleicht Atheisten sind. Besser ist einfach besser. Jeder würde von seinem Standpunkt aus versuchen, die Welt moralisch und ethisch besser und lebenswerter zu machen und Toleranz und Respekt zu predigen und zu leben.

Und darum würde es gehen.

Gefällt ihnen der Gedanke? Nun, es liegt an Ihnen.

Ach so, Sie warten wahrscheinlich schon die ganze Zeit auf ein Video von Ned Flanders. Hier ein best of. Aber Sie müssen es ja nicht machen wie Ned. Sondern: do it your way.

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6 Kommentare

  1. Child Of God

    The Prince Of Darkness is alive and well now and man, cannot all be saved. there is evil in this word and I do strongly beilive that I will never be bored but, thank you for your opiinion. I hope you get mine.

  2. Muriel

    Hm. Also, meines Wissens haben Christ*innen ungefähr die gleiche Kriminalitätsrate wie Atheist*innen, insofern würde ich zum Beispiel der Fahrrad-These widersprechen wollen.
    Oder irre ich mich?

    • theolounge.blog

      Ja, da hast Du sicher recht. Ich denke hier ja eine Utopie an, was wäre, wenn man innerlich so sehr Christ wäre, dass man dann auch die ethischen Prinzipien eins zu eins umsetzen würde. Aber wer kann das schon bzw. wer macht das schon, so immer und überall.

      • Muriel

        Da wäre mir natürlich eine Welt lieber, in der alle Leute Atheistinnen sind und moralische Prinzipien perfekt umsetzen …
        Aber da das wahrscheinlich eh beides so bald nicht umgesetzt werden kann, spielt die Differenz wohl keine große Rolle.

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