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Soll man ein Kind bekommen, das vielleicht behindert ist?

Diese Diskussion führte ich vor kurzem mit ein paar Leuten.

Der allgemeine Tenor bei den Gesprächspartnern war zunächst, dass es nicht gut sei, wenn jemand leiden müsse. Ich konterte, dass auch Menschen, die schon länger leben, vielleicht einmal krank oder behindert werden könnten und leiden müssten. Man könne doch nicht das potenzielle Leid als Messlatte nehmen.

Nun ja, genau gesagt kann man es zwar schon, es ist aber die Frage, ob das gut ist.

Ich denke an eine Geschichte, als zu Jesus ein Gelähmter gebracht wird, seine Freunde decken das Dach des Hauses auf und lassen ihn an Seilen durch die Decke hinunter, weil ringsum so viele Leute stehen, dass sie anders nicht zu Jesus hinkommen.

Jesus vergibt ihm zunächst seine Sünden. Dies ist in Anwesenheit der Schriftgelehrten eine Provokation, da es nur einen geben kann, der Sünden vergeben kann, nämlich Gott.

Und zum anderen gab es damals zu Zeiten Jesu noch die andere Vorstellung, dass jemand, der krank war, irgendetwas Schlimmes getan habe, sodass Krankheit gewissermaßen die Strafe dafür sei. Dies bezeichnet man als den sogenannten Tun-Ergehen-Zusammenhang. Hatte man etwas Schlimmes getan, er ging es einem auch schlecht, als Strafe sozusagen, so glaubte man. Und umgekehrt, wem es gut ging, der musste ja von Gott gesegnet sein.

Jesus hebelt diesen Zusammenhang aus, indem er den Gelähmten von seiner Sünde freispricht.

Erst im zweiten Schritt und um seine Vollmacht zu untermauern, heilt er den Gelähmten und sagt zu ihm, nimm dein Bett und geh. Und er nimmt sein Bett und geht.

Jesus geht es zunächst also gar nicht um die körperliche Gesundheit, sondern darum, dass jemand heil vor Gott ist, dass die Beziehung zwischen dem Kranken und Gott wiederhergestellt ist.

An anderer Stelle heilt Jesus einen Blinden. Er sieht hier die Behinderung nicht als etwas Negatives, sondern überhöht sie gewissermaßen als etwas sehr Positives. Dieser Mensch ist blind, so sagt Jesus, damit Gott an ihm seine Werke tun kann: und im Anschluss heilt Jesus den Blinden, aber auch erst im zweiten Durchgang.

Das wichtige in Jesu Augen ist somit, dass die Beziehung zwischen Mensch und Gott intakt ist, dass der Mensch sich von Gott angenommen weiß. Gesundheit ist für die Menschen natürlich auch wichtig, das Wesentliche ist jedoch die intakte Beziehung zu Gott.

In diesem Zusammenhang muss ich an Nick Vujicic denken, der auf bewundernswerte Weise sein Leben lebt. Er wurde geboren praktisch ohne Arme und Beine, bzw mit einer Art kleinem Fuß, aber ohne Arme.

Seine christlicher Glauben gibt ihm Sinn und Zuversicht, weil er auf Gott vertraut und sein Leben als Geschenk sieht.

Klar, sagt er, leicht war das nicht. Es gab Phasen in seinem Leben, da fragte er sich schon, warum er eigentlich keine Arme und Beine habe, andere aber schon. Es war nicht leicht. Dennoch entschied er sich, auf Gott zu vertrauen, darauf, dass Gott einen Plan mit ihm hat. Und heute steht er immer mal wieder auf der Bühne und berichtet Menschen davon, von seinem Leben mit Gott und von seinem Vertrauen auf und in Gott, und er tut es mit einer von innen hervorstrahlenden Begeisterung.

Nun ja. Was man so auf YouTube sieht, denkt man sich, hat ja mit einem selber nicht unbedingt so viel zu tun.

Bis ich vor ein paar Tagen beim Einkaufen war.

Vor mir eine Dame, schon etwas älter, vielleicht 60. Sie saß in einem Rollstuhl, keine oder zumindest sehr kurze Beine, zwei sehr kurze Hände, eigentlich fast dort, wo die Schultern sind, mit extrem kurzen Armen dazwischen. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Mit der Kassiererin shakerte sie ein wenig, mit einem Kunden, der vor ihr war, flunkerte sie ein wenig hin und her und er erwiderte es.

Und sie strahlte von innen heraus. Sie liebte ihr Leben. Sicher, einfach war es bestimmt nicht, ihr Leben. Aber sie strahlte eine Lebensfreude aus, an der man sich ein Beispiel nehmen sollte.

Die Kassiererin strahlte zurück. Die beiden kannten sich wohl schon eine Zeit. Die Kassiererin fragte, ob sie ihr die Sachen einpacken solle. Sie sagte, ja, gerne. Die Kassiererin kam hinter ihrem Tresen hervor, nahm die Frau in den Arm, Küsschen links und Küsschen rechts, aber nicht so ein aufgesetztes, es war richtig herzlich. Sie ging hinter den Rollstuhl, packte ihren Einkauf in den Rucksack dort und legt ihr den Blumenstrauß, den die Frau gekauft hatte, nach vorne in den Schoß. Dann verabschiedeten sich die beiden und die Frau ließ es sich nicht nehmen, noch einmal den ganzen Raum mit einem warmen und glücklichen Strahlen zu fluten.

Da begriff ich, dass Leben einfach deswegen lebenswert ist, weil Gott es den Menschen geschenkt hat. Klar ist es leichter und schöner, wenn man gesund ist. Aber das ist zweitrangig. Das Leben ist zunächst einmal ein Geschenk. Ein Geschenk Gottes. Gott ist nicht der Garant für Gesundheit, auch, wenn wir ihn natürlich darum bitten dürfen und auch sollen und uns zudem um unsere Gesundheit kümmern.

Aber das Leben als Geschenk Gottes sollen wir dennoch niemals geringschätzen. Jedes Leben ist lebenswert.

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