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Eine junge Schwedin verhindert einen Abschiebeflug nach Afghanistan. Wie ist das ethisch zu bewerten?

Auf dem Flughafen Göteborg soll ein Flugzeug der Turkish Airlines starten, ab Bord ein 52-jähriger Afghane, der nach Afghanistan abgeschoben werden soll. Eine junge Schwedin verhindert diese Abschiebung, indem sie sich weigert, sich hinzusetzen. Ein Flugzeug kann bzw darf nämlich nicht zum Runway rollen, wenn jemand steht. Alle müssen sitzen. Einige Passagiere solidarisieren sich und stehen zeitweise auch auf.

Einerseits wurde nun eine Öffentlichkeit geschaffen für den Afghanen, der aber aller Wahrscheinlichkeit nach trotzdem abgeschoben werden wird, dann vielleicht mit einem Privatjet. Aber wie gesagt, die Öffentlichkeit wird nun mit an Bord sitzen und genau hinschauen, vielleicht wird der Flug dann ja letztendlich doch nicht stattfinden.

Zum anderen muss die junge Schwedin Konsequenzen fürchten, eine Geldstrafe aufgrund der von ihr verursachten Verspätung oder womöglich sogar eine Gefängnisstrafe.

Wie aber ist diese Aktion, die als Zivilcourage in den Medien tituliert wird, aus ethischer Hinsicht zu bewerten?

Die Antwort lautet, unterschiedlich. Je nachdem, welches ethische Konzept man zugrunde legt.

Nimmt man den Utilitarismus als ethische Grundlage, dann hat derjenige Recht, dessen Handlungen dafür sorgen, dass die Mehrheit der Menschen ein Glücksgefühl bekommt. Wenn also die Mehrheit der schwedischen Bürger glücklich darüber ist, dass dieser Abschiebeflug verhindert wurde, dann ist die Aktion der jungen Schwedin aus ethischer Sicht richtig. Ist dagegen die Mehrheit der Schweden für die Abschiebung, ist die Aktion aus ethischer Hinsicht falsch.

Anders, wenn man sich an der deontologischen Ethik nach Immanuel Kant orientiert. Bei ihm geht es darum, dass man Handlungen danach beurteilt, ob sie in die allgemeine Gesetzgebung einfließen könnten. Wenn jemand nach Afghanistan abgeschoben wird, droht ihm dort vielleicht der Tod, weil Afghanistan eben lange nicht so sicher ist, wie hier von manchen westlichen Regierungen gerne vorgegeben. Wenn es also nach Immanuel Kant richtig ist, menschliches Leben zu schützen, so gilt dies generell und unbegrenzt und überall, unabhängig von den Konsequenzen. Der Lebensschutz könnte ein allgemeines Gesetz werden, deswegen ist es die Pflicht eines jeden Menschen, Leben zu schützen, ganz egal, ob das Vor- oder Nachteile für irgendwen bedeutet. Ob eine solche Aktion ethisch richtig wäre, hinge zudem noch noch davon ab, ob die Gesinnung der jungen Frau eine gute war, ob sie also damit Leben retten wollte. In dem Fall wäre die Rettung des Afghanen vor seiner Abschiebung ethisch richtig. Denn die junge Schwedin wollte das Leben des Mannes retten (gute Gesinnung) und sie hat der Pflicht gemäß gehandelt, dass nämlich jedes menschliche Leben absolut schützenswert ist.

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8 Kommentare

      • theolounge.blog

        Das gilt bei Immanuel Kant unabhängig davon, ob jemand nett ist oder nicht. Mensch ist Mensch. Und das Leben eines jeden Menschen ist unbedingt und ohne Ausnahme schützenswert.

      • theolounge.blog

        Muss ich widersprechen, nach Immanuel Kant ist es jeder Mensch wert. Christlich gesehen auch. Christlich gesehen ist es so, dass jeder Mensch im Prinzip zum Ebenbild Gottes geschaffen wurde, dann aber vielleicht der ein oder andere auf Abwege gekommen ist, die Bibel spricht hier dann von bösen Mächten, denen sie unterschiedliche Namen gibt. In jedem Menschen steckt aber prinzipiell etwas Gutes.

      • schlingsite

        Sicherlich steckt in jedem eine Sehnsucht nach dem Guten, doch nur diejenigen, welche den Willen Gottes erfüllen sind nach Jesus seine Brüder und Schwestern.

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