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Ab heute Kreuz-Pflicht in Bayern

Ab heute müssen sie hängen, die Kreuze. In allen öffentlichen bayerischen Behörden mindestens eins, gerne aber auch mehr, und zwar im Eingangsbereich.

Dies solle die kulturelle Prägung Bayerns veranschaulichen und zudem vor Vampiren schützen.

Ob eine Kreuzpflicht auch für Halsketten kommt, ist bisher noch unbekannt.

Unklar ist auch, ob Menschen, die mit dieser kulturellen Prägung womöglich nicht übereinstimmen, oder von denen zumindest implizit vermutet werden könnte, sie würden mit dieser kulturellen Prägung womöglich nicht hundertprozentig übereinstimmen, gekennzeichnet werden müssen, beispielsweise durch die Anbringung eines sechseckigen, gelben Sterns am Mantel oder eines gelben Halbmonds. Hierzu gibt es bislang noch keine Aussagen.

Im Prinzip sei es aber leicht, dazuzugehören. Man könne sich ja einfach christlich taufen lassen, gerne auch als Kulturchrist, um nicht Gefahr zu laufen, in Bezug auf die richtige Kulturzugehörigkeit hinterfragt, denunziert und an die Behörden überstellt werden zu können. In Bayern sei man nämlich äußerst tolerant, zumindest, sofern die Menschen die richtige Einstellung hätten.

Stopp.

Während der satirische Artikel oben in seinem Sarkasmus die Ängste vor Ausgrenzung bediente, die durchaus nicht ganz von der Hand zu weisen sind, soll nun die Sichtweise geändert werden und der Frage nachgegangen, ob das Kreuz nicht auch ein positives kulturelles Symbole sein kann. Ja, es kann.

Der bayerische Ministerpräsident Söder betonte heute im Radio, dass viele Menschen in Bayern und auch in Deutschland gerne die christlichen Feiertage und vermutlich auch die christlichen Ferien, Ostern, Pfingsten, Karneval und Weihnachten ganz selbstverständlich annehmen, so dass man davon ausgehen könne, dass diese Art von Kultur mit ihrer Lebensweise übereinstimme. So in etwa. Das ist in der Tat nicht falsch.

Im deutschen Grundgesetz findet sich ein Gottesbezug. Der Mensch und speziell die Politiker sollen handeln in Verantwortung vor Gott. Dieser Zusatz thematisiert zum einen natürlich Gott, zum anderen ist er auch so gedacht, vor menschlicher Hybris zu schützen und davor, dass Menschen jemals wieder Gräueltaten wie im Zweiten Weltkrieg vollbringen, indem sie sich selbst als eine Art Gott, als jemand, der über Leben und Tod entscheidet, über andere Menschen erheben.

Das Kreuz ist nun das Symbol dafür, dass Gott sich den Menschen ganz menschlich zeigte und zwar in Schwachheit. Nicht als großer Feldherr, der andere plattmachte und mit Gewalt bedrohte, sondern der mit Nächstenliebe und Feindesliebe vielleicht mehr bewirkte, als es Gewalt jemals könnte.

Denn das ist die theologische und aber auch kulturelle Bedeutung des Kreuzes, dass Gott sich menschlich zeigte, dass Gott den Hinweis gab, nach dem Leben gehe es weiter, und dass es darauf ankomme, in Nächstenliebe und sogar Feindesliebe miteinander zu leben und so Konflikte zu überwinden.

In dieser Hinsicht ist das Kreuz, sofern es nicht als Symbol der Ausgrenzung, wie im ersten Teil des Artikels sarkastisch beschrieben, verwendet wird, durchaus kulturell positiv zu werten.

The cross is what you make of it.

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