Menü Schließen

Darf man sich ein Bild von Gott machen?

Im 5. Buch Mose, dem Deuteronomium, Kapitel 5,6ff, scheint die Sache eigentlich klar zu sein. Man darf sich kein Bild von Gott machen. Weshalb hängen dann in Kirchen aber überall Kreuze mit Christusabbildungen?

Der Deuteronomiumstext lautet wie folgt:

Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.

7 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

8 Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.

9 Du sollst sie nicht anbeten noch ihnen dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,

10 aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

Im im Islam beispielsweise, der als letzten entstandenen abrahamitischen Religion, ist das Bilderverbot sehr streng genommen, auch, wenn es sich auf Mohammed und seine Offenbarung zurück führt, nicht auf diesen Bibeltext hier.

Allerdings wird im Islam auf die Kalligraphie ausgewichen, die Schönschrift, die dann mit etwas Abstand betrachtet durchaus wieder gestaltliche Form annehmen kann. Den Propheten abbilden darf man beispielsweise nicht, wenn Schriftzeichen aber annähernd so aussehen, als würden sie Mohammed abbilden, ist es andererseits wieder okay.

Der Bibeltext im Deuteronomium ist sicherlich vor allem gegen andere Götter, aus biblischer Sicht Götzen genannt, gewandt gewesen. Wie auch Paulus im Neuen Testament feststellt, kann es ja nicht sein, dass etwas, was selbst aus Holz oder Stein oder anderem Material ist, welches alles aber letztlich seinen Ursprung Gott verdankt, als Gott bezeichnet werden kann. Man soll nicht das Material Gottes als Gott anbeten und verehren.

In der christlichen Theologie wird das oben genannte Verbot meistens dementsprechend so verstanden, dass man Gott nicht auf eine bestimmte Sache festlegen soll. Sondern dass man gedanklich immer den Platz offen halten soll, dass Gott doch wesentlich mehr ist, als alles, was wir Menschen uns auch nur entfernt vorstellen können.

In dieser Hinsicht sollen wir uns kein Bild von Gott machen. Wenn jemand sagt, Gott ist die Liebe, so ist dies wohl, zumindest der Botschaft Jesu nach, ein zentraler Punkt, der Gott zu eigen ist; Gott jedoch nur auf die Liebe zu reduzieren wäre ebenso unzulässig, wie wenn man sich eine Statue schnitzen würde und nun darin Gott sehen wollte, und nur darin.

Alleine, wenn Sie diesen Text lesen, entstehen in Ihren Gedanken möglicherweise Bilder von Gott. Sie machen sich also gedankliche oder auch sprachliche Bilder von Gott und wir alle tun das ganz automatisch und ohne, dass wir es ändern könnten. Man braucht dazu keine Statue herzustellen, kein Bild zu malen, kein Lied zu singen, gedanklich stellen wir uns immer irgendetwas vor, wenn wir von Gott sprechen. Wie sollte es auch anders gehen? Für manche ist Gott ein alter Mann auf einer Wolke, besonders für kleinere Kinder. Für andere ist Gott eine Farbe, beispielsweise kann er türkis sein. Je nach Alter und Entwicklungsstand stellen wir uns Gott unterschiedlich vor und machen uns gedankliche Bilder von ihm.

Das ist völlig normal und in Ordnung, solange wir nicht behaupten, dies und nur dies ausschließlich sei Gott. Und darum geht es im Bilderverbot. Wir sollen uns die Gedanken dahingehend offen halten, dass Gott immer größer sein dürfte als unsere Vorstellungskraft. Im Sinne pluralistischer Theologie wie der Vorstellung von John Hick beispielsweise, sollte man den Gottesbegriff sogar dahingehend offen lassen, dass er, Gott, wahrscheinlich auch größer sein dürfte, als dass er nur in eine einzige Religion hinein passen müsste.

Wenn nun eine Abbildung von Jesus in vielen Kirchen am Kreuz dargestellt ist, sollte man auch diesbezüglich im Hinterkopf haben, dass sich Gott in Jesus gezeigt hat, bzw genauer gesagt, etwas von sich gezeigt hat. Christliche Theologen sehen Jesus als wahren Menschen und wahren Gott.

Wenn Christen zu Jesus beten, meinen sie aber nicht den Menschen Jesus, sondern Gott, der sich in ihm gezeigt hat, in seiner Botschaft vom nahen Gottesreich, in seiner Botschaft von der Liebe und Güte und Gnade Gottes, in seinen Heilungswundern beispielsweise und in seiner Auferstehung.

Sie beten also nicht einen Menschen an, sondern Gott, der sich in Jesus auf besondere Weise gezeigt hat. Auch hier gilt es wahrzunehmen, dass Gott größer ist, als das, was wir in Jesus sehen können, dass er aber in Jesus derart etwas von sich mitgeteilt hat, dass wir Menschen es verstehen können. Und zwar das verstehen können, was Gott von sich mitgeteilt hat. Dass wir aber nicht alles verstehen können, was Gott ist und ihn ausmacht.

Bild als E-Card verschicken.

Ähnliche Beiträge

15 Kommentare

  1. Uwe

    Du hast prinzipiell Recht. Aber, Christus bzw. war Mensch und Menschen dürfen dargestellt werden. Sieh es doch Mal von der künstlerischen Seite und von Gott ein Bildnis machen, wie?Bilder sind Versuche und Hilfsmittel, das Unvorstellbare mit unserem Verstand etwas begreifbarer zu machen. Die Bibel lehrt uns jedoch, dass unser Wissen und Verstand mit Finsternis und Sünde bedeckt sind, sie sind begrenzt und anfällig für das Böse.
    Und dann gibt es ja auch noch Bilder in der Sprache. Die Bibel ist voll davon. Jesus wusste, dass wir Menschen Gott nicht begreifen und ihn uns nicht vorstellen können, daher sprach er in Bildern. „Gott ist wie ein…“ sagte er, „wie ein guter Hirte, wie ein Vater“.


    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

  2. Gerd Zimmermann

    @ In der christlichen Theologie wird das oben genannte Verbot meistens dementsprechend so verstanden, dass man Gott nicht auf eine bestimmte Sache festlegen soll. Sondern dass man gedanklich immer den Platz offen halten soll, dass Gott doch wesentlich mehr ist, als alles, was wir Menschen uns auch nur entfernt vorstellen können.

    Gott ist immaterielles Bewusstsein, warum also sollte man sich
    ein Bild von etwas Immateriellen machen.
    Gott ist alles was existiert. Das gesamte Universum erscheint
    als Idee in Gott. Das sich das Universum manifestiert steht auf einen
    anderen Blatt geschrieben.

    Die Sinne des Menschen wurden von Gott begrenzt.
    Würde jeder Mensch die Schöpfung erkennen können, wäre das
    kosmische Spiel beendet und es würde von vorn beginnen,
    immer und immer wieder, so wie es schon immer war.

    Ohne Anfang und ohne Ende.

    Wissen in Gott ist begrenzt, dennoch sehr gross wie wir
    gerade miterleben dürfen.

    Die Bibel, nun ja, warum sollte Gott ein Volk auserwählen
    und Kriege führen ? Gott hat sich nie in seine Schöpfung
    eingemischt.
    Das ist ein Wunschdenken von Völkern und Religionen.
    Welche Religion in Syrien wird von Gott auserwählt sein ?
    Die Gerechten oder die Ungerechten.

    Gott urteilt nicht weil Gott nicht emotional mit den Menschen
    verbunden ist.
    Gott ist nirgendwo in der Materie zu finden da Materie
    das Produkt von Gottes Denken ist. Materie ist also eine
    Idee im Denken Gottes.
    Das und wie sich Materie manifestiert ist leicht zu verstehen.

    Materie kann nur sinnlich wahrgenommen werden.
    Gott hat weder Augen noch Ohren, wie soll er die Gebete des
    Menschen hören.
    Der Kleingeist des Menschen verleitet ihn zu glauben er könne
    das Antlitz Gottes sehen. Gott ist und bleibt unsichtbar, es sei
    denn man erkennt Gott in der Materie als Ursache für Materie.

  3. Nirmalo

    Ein Fisch fragt: „Darf man sich ein Bild von Gott machen?“

    Ja, selbstverständlich darf man das.

    Nur wird zu Recht empfohlen: „Du sollst dir kein Bildnis machen“, weil es zum Beispiel unsinnig ist, sich ein Bild zu machen von etwas, von dem man sich kein Bild machen kann, von etwas, das jenseits unserer Sinne und unseres Vorstellungsvermögens existiert.

    ES existiert hierjetzt, aber
    …jenseits des Verstandes.

    Also ist es nur unsinnig,
    sich ein Bild zu machen.

    Jedes Bild ist falsch.

    • god.fish

      Ja, aber ohne ein geistiges Bild können wir überhaupt nicht davon sprechen. Allein, wenn wir von Gott sprechen, machen wir uns mit Sprache ein Bild von ihm, also auch eine Vorstellung.

  4. Nirmalo

    Fisch: „ohne ein geistiges Bild können wir überhaupt nicht davon sprechen“

    Warum über etwas sprechen wollen,
    worüber wir nicht sprechen können?

    Macht keinen Sinn.

    Es gibt tausende andere Dinge, worüber
    wir sprechen und… nachdenken können.

    Der Sinn der Meditationsmethoden ist, aus den Phantasie-
    Gebilden (deinen „geistigen Bildern“) heraus zu kommen.

    Bilder können wir uns nur machen über
    Dinge, die kleiner sind als der Verstand.

    Das Göttliche ist wahrlich nicht kleiner!
    Also: „Du sollst dir kein Bildnis machen!“

    • god.fish

      Wir Menschen können aber nicht aus unserem Denken aussteigen, folglich auch nicht aus unseren Bildern.
      Das Bilderverbot in der Bibel meint, dass man Gott nicht auf eine konkrete Sache festlegen soll, sondern Gott immer größer denken soll als man überhaupt denken kann.

  5. Nirmalo

    Fisch: „Wir … können … nicht aus unserem Denken aussteigen“

    Solange du dieses Mantra aufsagst, wirst du
    nichts unternehmen, um es herauszufinden.

    🌱

    Fisch: „Das Bilderverbot in der Bibel meint, dass…“

    …du dir kein Bild machen sollst. Ganz einfach. Gilt
    natürlich auch für mich und die Mitglieder der EKD.

    🌱

    Fisch: „Gott immer größer denken“

    Eine Streichholzschachtel kann sich kein
    Bild vom Vatikan machen, sowie sich der
    Vatikan kein Bild von Gott machen kann.

    Größer/kleiner ist ein Element des logisch
    funktionierenden Teils des Verstandes.

    Weder ist das Göttliche ein Teil der Logik,
    noch ist es Teil unseres Vorstellungswelt.

    Das Kleine kann das Große nicht erfassen.

    Der Frosch beurteilt des Himmels
    Ausmaß… nach dem Brunnenrad.

    Sei kein Frosch! 😲

    Logik ist für´s Profane,
    nicht für´s Spirituelle.

    🌱

    Fisch: „immer größer denken … als man überhaupt denken kann“

    Interessant. 😎

    • god.fish

      Also man kann überhaupt nicht umher, sich Bilder zu machen. In Gedanken, in Worten, in Sprache. Was man nicht irgendwie abbilden kann gedanklich, das kann man auch nicht benennen. Deswegen haben wir gewissermaßen für alles, über das wir nachdenken und sprechen können, Bilder in unserem Kopf.

  6. Nirmalo

    Fisch: „Gott … auf die Liebe zu reduzieren…“

    Wie weit runter willst du Gott mit
    deinem Bildnis noch reduzieren?

    Liebe ist göttlich. Sie ist die Brücke.

    (Nicht zu verwechseln mit der Liebhaberei: Ich liebe
    meine Frau, mein Auto, mein Bier, meine Heimat…)

    Gott ist die Liebe;
    und wer in der Liebe bleibt,
    der bleibt in Gott und Gott in ihm.

    ― 1. Joh 4,16

  7. Nirmalo

    Fisch: „Ich habe Gott überhaupt nicht reduziert“

    Sobald du dir ein Bild (von Gott) machst, reduzierst du das Göttliche
    auf ein kleines Ego-Konstrukt, die Wirklichkeit auf ein Phantasie-Bild.

    Unser Verstand und unser Vorstellungsvermögen sind für das
    Leben in der Gesellschaft gemacht, nicht für die Wirklichkeit.

    Das Spirituelle ist größer als der Verstand…, unermeßlich.

    Wenn wir uns das Unvorstellbare vorstellen wollen, reduzieren
    wir die Wirklichkeit auf unsere kleine Wunschwelt, auf eine
    lächerliche Idee, auf ein EKD-Konstrukt oder den Katechismus.

    🌱

    Richten wir uns auf das Höhere aus…
    werden wir still, lassen wir den Verstand
    beiseite, nehmen wir Abstand von ihm.

    Meditieren, Achtsamkeit üben usw. sind Hilfsmittel,
    aus der Vorstellungswelt heraus zu kommen,
    der Realität unmittelbar (!) zu begegnen.

    Auf diese Weise lernen wir allmählich,
    den Verstand als das zu nehmen, was er ist.

    Er ist nur für das Profane zuständig.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von god.fish

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen