1. Also das würde mich echt auch mal interessieren. Klingt nach einem sehr faszinierenden Studium.
Na das freut mich aber. Ich sage es nur ungern, weil der Sprecher mir auch schmeichelt, aber dieses Satz lässt vor jedem Studenten der Religionswissenschaft ein inneres Bild auferstehen: er sieht den Sprecher, pensioniert, wie er in einer Vorlesung sitzt, vier Plätze besetzt (einen für den Mantel, einen für die Gesamtausgabe der Upanishaden und einen reserviert für Luise) und uns alle mit seiner Lebensweisheit erfreut.
Denn was die meisten zukünftigen Seniorenstudenten am Wörtchen „Religionswissenschaft“ geflissentlich zu überhören pflegen ist „Wissenschaft“. Religion hat ja so viel mit persönlicher Erfahrung zu tun, da kann es ja nicht schaden, persönliche Erfahrungen und vor allem Glaubensüberzeugungen einzubringen. Vor allem, wenn der Erfahrene und Überzeugte schon seit mindestens 70 Jahren erfahren und überzeugt ist, besonders in einem sozialen oder noch besser: einem technischen Beruf.
Sätze die mit den schönen Worten „Ich als Mutter…“, „Aber Emanuel Kant…“, „Also in der Psychoanalyse…“ oder „Als ich damals in Indien war…“ anfangen sind meistens weder sachdienlich noch wissenschaftlich noch innovativ und werden nur noch getoppt von: „Hat Jesus nicht gesagt…“, „Aber die Israeliten in der Wüste lernten, dass Gott…“ und „Ist es nicht so, dass irgendwie in allen Religionen…“.
Das, was eigentlich gesagt wird ist nämlich: Ich war in Indien, ich bin der schlaueste und bibelfesteste in meiner Gemeinde und: Das Jungvolk und der weltfremde Wissenschaftler weiß gar nicht, wie es im Leben zugeht.
Also ja: mein Studium ist faszinierend, aber es nicht auf die Weise faszinierend, wie es Sprecher dieses Satzes denken. Wir lernen weder, wie eine harmonische Zukunftsreligion aussehen könnte, noch, wie wunderbunt exotisch die Welt ist….9 Aussagen, die Religionswissenschaftler zu hören kriegen und die den Meisten von uns mächtig auf die Nerven gehen | Gardinenpredigerin.