Menü Schließen

Zulassen

hiob1Hiob bietet keine eindeutige Antwort auf das Theodizeeproblem, das Buch liefert keinen Hinweis auf die Fragen Epikurs, die die grosse Diskussion darum entfacht haben, wie ein guter, allmächtiger Gott das Leid in der Welt zulassen kann. Es ist ja ein altes Paradox:
Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, oder er kann es und will es nicht: dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, oder er will es nicht und kann es nicht: dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?[1]

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frage jemals vollständig klärbar sein wird, zu vieles ist nicht offenbart und unser Hirn ist wahrscheinlich einfach zu klein, so grosse Probleme komplett zu erfassen. Ich hoffe aber, eine kleines Schlaglicht auf die Frage bieten zu können: Zunächst zeigt Hiob mir deutlich, dass Gott nicht der Urheber der Probleme und des Leidens ist sondern der Teufel. Das ist sehr beruhigend. Wenn es anders wäre hieße soziales Engagement, Gebet für Kranke und selbst Predigt, sich gegen Gottes Willen zu stellen. Leider haben viele Christen an dem Punkt noch eine recht alttestamentliche Theologie und sehen wirklich Gott als den Urheber des Übels. Das ist zum Glück nicht so. Wäre es so, wäre das ganze Reich Gottes, das Heil, die Erlösung ad absurdum geführt. Normalerweise lehne ich mich nicht so weit aus dem Fenster, aber im Lichte des NT betrachtet kann ich eine Lehre, die sagt, dass Gott Böses wirkt nur als Dämonenlehre (1.Timotheus 4,1) empfinden. Wenn ich davon ausgehe, dass die Anfangssequenz von Hiob Gottes Schutz darstellt, kommt natürlich die Theodizee durch die Hintertür geschlüpft und fragt: “Wenn Gott den Willen Satans reglementiert, warum dann nicht komplett?”. Ich möchte das AT hier mit dem NT auslegen, wie es sich gehört:
Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert. Gott ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr sie bestehen könnt. (1.Korinther 10,13)
Gottes Schutz bedeutet, dass die Probleme die uns begegnen, mit dem Mass an Glauben und Kraft, das wir aktuell haben, lösbar sind. Das ist ein starker Satz und wenn du ihn verstehst, wird er etwas in deinem Leben verändern. Ich war früher leicht zu entmutigen. Ständig war mir irgendwas zu schwer, konnte ich nicht mehr usw. Als ich Christ geworden bin ist mir irgendwann klar geworden, dass das eine tödliche Einstellung ist, die zudem im Widerspruch zu Gottes Wort steht. Daraufhin habe ich mir abgewöhnt zu sagen: “Ich kann nicht mehr”, ich sage nicht mehr “das schaffe ich nicht”. Nicht aus einem übersteigerten Selbstvertrauen sondern weil ich weiss, dass Gott selber die Hand über mich hält. Weil ich weiss, dass nichts in mein Leben kommt, womit ich nicht klarkommen kann. Zugegeben, ich lebe nicht immer in dieser Erkenntnis und in Gottes Kraft. Ich schaffe nicht alle Herausforderungen meines Lebens, aber ich bin wenigstens gewillt, sie anzugehen und weiss, dass es mit meiner momentanen Kraftausrüstung möglich ist es zu schaffen! Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern. (2 .Samuel 22,30 Einheitsübersetzung)
Das klärt noch immer nicht die Frage, warum Gott etwas zulässt, aber es liefert eine Ermutigung in Schwierigkeiten auf “Sieg” zu setzen. Der Grund, warum überhaupt Negatives in unserem Leben passiert ist zutiefst positiv: Der Mensch wächst mit seinen Herausforderungen. Oder, biblisch gesprochen: Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müßt. 7 Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, daß er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi. 1.Petrus 1,6 Einheitsübersetzung. Das löst die Frage immer noch nicht, aber mir gibt es immerhin Frieden und einen Ansporn mich weiter in Gottes Richtung zu entwickeln. Meiner Beobachtung nach ist einer der wichtigsten Schritte zum geistlichen Wachstum ein Paradigmenwechsel in Bezug auf Herausforderungen und Schwierigkeiten: Weg von Verzweiflung hin zum Überwinden. Wer diesen Schritt nicht gegangen ist steht in der Gefahr, die Kraft und die Wunder Gottes zu verpassen.

[1] Quelle: Wikipediaartikel zur Theodizee

[Originalpost]

Bild: © tomwaitsfan | pixelio.de

Ähnliche Beiträge

9 Kommentare

  1. teacher

    Eine Lösung des Theodizeeproblems wird solange unmöglich sein, solange die Christenheit die Tatsache der Reinkarnation leugnet.
    Mit dieser Leugnung behindert sie das Stärkerwerden des Glaubens an Tiefe und Umfang. Behindert sie Evangelisation und Mission.

    Das beste Buch zum Thema heißt „Warum gerade ich? – Schicksalsfragen im Licht neuester Erkenntnisse“ und ist ausschließlich vom Autor dieser website zu beziehen, in der auch der folgende Beitrag zu finden ist:

    http://geheimnisdesmenschen.blogspot.com/2008/02/das-geheimnis-des-menschen.html

    • theolounge.org

      Mag ja Deine Sicht sein. Mir erscheint die Sicht etwas ungewönlich, dass die Bibel die Reinkarnation in der Art vertrete.

      Die Auslegungen, die ich kenne, gehen in eine andere Richtung.

      Aber wir haben hier ja auch einen Ansatz zum Thema Reinkarnation veröffentlicht, ich glaube, von Dir sogar.

      Also …warum nicht mal drüber nachdenken, habe ich nichts dagegen.

      Wenn man allerdings überlegt, wie unwahrscheinlich es ist, dass alleine 3 Billardkugeln wieder am selben Ort zu liegen kommen und das dann auf all die Atome eines Menschen hochrechnet, dann kann man die Ansicht bekommen, dass es recht unwahrscheinlich ist, dass ein Mensch einmal genau so, wie er war, wiedergeboren wird, finde ich.

      Gibts Überlegungen dazu von mir unter dem Titel: „Der lange Atem der Unendlichkeit“:
      http://theolounge.wordpress.com/2008/04/25/der-lange-atem-der-unendlichkeit-2/

      • teacher

        @ theolounge

        Der Mensch kommt n i c h t so wieder, wie er die Erde verlassen hat, und mit Atomen hat es schon garnichts zu tun.
        Die Veranlagungen und die im Verlauf des Lebens eintretenden Schicksalsereignisse resultieren aus den bereits vergangenen Erdenleben und dem „Gericht“, das nach dem physischen Tod stattfand.

      • theolounge.org

        Habe ich ja prinzipiell nichts dagegen, aber kann man das denn so aus der Bibel herauslesen ?
        Die Vorstellung gibt es ja zb im Buddhismus, wenn ich nicht irre…

      • teacher

        Ja, klar. Aus dem Gesamtzusammenhang der Schrift ergibt sich ganz eindeutig der Reinkarnations- und Karmagedanke. Nur eben nicht in indischen Begriffen!
        Hier ein paar eindeutige Stellen, dass wir mit best. Veranlagungen auf die Welt kommen und einem bestimmten Schicksal Gen. 25,22-26; Jer. 1,5 und Luk. 1,13-17. Das zeigt sich auch bei vielen Heiligen.
        Sie kommen schon mit der Veranlagung zu Beten und sich von der Welt zurückzuziehen ins irdische Leben:
        http://geheimnisdesmenschen.blogspot.com/2008/03/das-rtsel-der-heiligen.html

        Im Christentum sagt man, dass man zu etwas berufen sei…Ja, warum denn gearde derjenige und nicht ein anderer? – Würden wir direkt von Gott kommen, würden wir ein unbeschriebenes Blatt sein.

  2. theologie-der-vernunft

    Liegt das Problem der Theodizee nicht daran, dass wir uns ein völlig vermenschlichtes Gottesbild haben, statt im urspürnglichen Sinne nach dem „Wort“ zu hören?

    Wir erklären heute das gesamte Werden der Welt als einen sinnvollen Ablauf. Jedes Beben der Erde wird als geo-logisches Geschehen gedeutet, das zu einer kreativen Gesamtordnung gehört, der wir alles verdanken. Ja selbt unsere Krankheiten gehören zu den natürlichen Funktionen des Körpers. Auch wenn sie uns schmerzlich sind. Sie sind so wenig ein Fehler im Bauplan, wie Unwetter, Erdbeben oder das Aussterben von Arten. Alles wird ganz logisch erkärt, hat SEINEN Sinn. (Nur dass wir das so nicht sehen, weil wir von IHM eine völlig vermenschlichte Vorstellung haben.)

    Warum verstehen wir nicht in diesem Geschehen, wie es uns heute die Wissenschaft erklärt, das göttliche Wort, wollen alles mit menschlichem Maß beurteilen?

    Statt den Sinn in allem evolutionären Werden als kreatives optimierendes schöpferisches Wort zu verstehehen, das die gesamte Welt be-stimmt, daraus gemeins-sinn-ige Verant-WORT-ung abzuleiten, machen wir eine Konstrukt menschlichen Geistes verantwortlich.

  3. Pingback:Vom “Teufel” und falschen Ansprüchen «

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von god.fish

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen