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Wolfgang Thierse im Gespräch in der Alt-Katholischen Gemeinde Berlin

thierse3Am 15. Januar 2009 ist Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, zu Gast in der Alt-Katholischen Kirchengemeinde Berlin (Detmolder Straße 4, Berlin-Wilmersdorf), um mit Interessierten über das Thema „Kann man mit der Bergpredigt Politik machen?“ zu diskutieren. Um 19:00 Uhr startet der Abend mit einem Vortrag von Thierse zum Thema; danach ist Gelegenheit zur Diskussion.

Wolfgang Thierse wurde 1943 in Breslau geboren. Er ist römisch-katholisch und hat zwei Kinder. 1964 begann er sein Studium an der Humboldt-Universität und war nach dem Abschluss wissenschaftlicher Assistent im Bereich Kulturtheorie/Ästhetik. Von 1977 bis 1990 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften der DDR (Zentralinstitut für Literaturgeschichte). 1990 trat Wolfgang Thierse in die SPD ein. 1990 wurde er Vorsitzender der SPD/DDR und war Mitglied der Volkskammer. Er ist Mitglied im Bundesvorstand der SPD und Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Von 1998 bis 2005 war er Präsident, seit Oktober 2005 ist er Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Thierses Wahlkreis ist Pankow. Hier engagiert er sich in zahlreichen sozialen und politischen Projekten. Im Bundestag gehören die Kulturpolitik sowie das Engagement gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu seinen Arbeitsschwerpunkten. Thierse ist darüber hinaus u.a. Vorsitzender der Grundwertekommission beim Parteivorstand der SPD und Mitglied im Kuratorium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Wie wenige andere steht Wolfgang Thierse für die Verbindung von politischem Handeln in der Demokratie und sozialem Engagement in christlicher Verantwortung.

Sein Vortrag gilt gerade dieser Verbindung und der Frage, ob politisches Kalkül mit christlichen Werten zusammengedacht werden kann. Ist es möglich, dass sich „professionelle“ Politik, die beansprucht, „realistisch“ und „sachbezogen“ zu sein, von den Geboten Christi für gelingendes menschliches Zusammenleben leiten lassen, wenn sie erfolgreich sein will?

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat diese Frage einst verneint. Doch wann ist Politik eigentlich erfolgreich? Wie wollen wir zusammenleben? Und käme es nicht auf den Versuch an, mit der Bergpredigt Ernst zu machen und dadurch die Welt zu verändern, gerade auch in der Politik?

Ich denke, das wir ein spannender Gesprächsabend mit einem engagierten Bürgerrechtler, prominenten Spitzenpolitiker und aktiven römisch-katholischen Christen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Foto: mimey_021 – Quelle: http://www.flickr.de

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5 Kommentare

  1. Philip

    Wieso muss man das Pferd gleich von hinten aufzäumen? Viel spannender ist doch, wenn jeder für sich die Frage stellt: „Wie kann ich die Bergpredigt in meinem eigenen Leben umsetzen?“
    Ich bin mir sicher, dann stellt sich auch nicht mehr die Frage, ob und wie man die Bergpredigt in der Politik umsetzt.

  2. Walter Jungbauer

    @ philip

    … das eine bedingt für mich das andere … ich sehe keinen widerspruch, sondern eher eine anschlussfrage, die sich für wolfgang thierse et al. als glaubende christen & politiker automatisch stellt, und die auch unter christinnen & christen ja immer wieder heftig diskutiert wird … insbesondere, wenn manche christinnen & christen die ansicht vertreten, dass glaube & politik nichts miteinander zu tun haben … und manche glaubenden politiker zudem die ansicht vertreten, dass man mit der bergpredigt keine politik machen könne …

  3. Philip

    Als gläubiger Christ kann ich das auch nicht auseinanderhalten und könnte die Bergpredigt, wenn es um politische Entscheidungen geht, nicht einfach beiseite schieben. Die Frage, die sich für mich stellt, ob ich als Christ überhaupt in die Politik gehen sollte, weil ich eben starke Zweifel daran habe, dass sich die christlichen Grundsätze in der Politik verwirklichen lassen. Ich könnte das nicht mit meinem Glauben vereinbaren.

    Politik ist von Grund auf unvollkommen und ich muss als Politiker Kompromisse mittragen, die meinen Glaubensgrundsätzen widersprechen. Dazu ist Politik eine Interessenvertretung. Ein deutscher Politiker vertritt das deutsche Volk und setzt deren Interessen gegen Interessen anderer Völker durch.
    Und letztendlich ist eine politische Entscheidung immer eine Abwägung, was wohl das kleinste Übel ist und man wird nicht für alle etwas Gutes tun können, sondern manchen Menschen eben auch bewusst schaden müssen, damit eine größere Mehrheit davon profitiert.

    Also was ich sehe, ist eben, dass Jesus seinen Fokus nicht auf Politik, sondern auf das Innere der Menschen gelegt hat. Denn dort findet die Umkehr zu Gott statt und so wird die Welt verändert und das Reich Gottes aufgebaut. Politik kann immer nur oberflächliche Veränderungen herbeiführen. Man bekämpft nur die Symptome und nicht die Ursache der Krankheit, welches die Sünde ist.

    Grüße, Philip

  4. Walter Jungbauer

    @ Philip

    Einspruch, Euer Ehren!

    Kontemplation und Aktion, beten und arbeiten, Innerlichkeit und Einmischung, Spiritualität und Politik gehören für mich untrennbar zusammen. Ich hoffe, das wird aus meinen Beiträgen und Predigten (siehe auch http://www.alt-katholisch.net) immer wieder deutlich.
    Aus meiner Perspektive ist es unmöglich, Christus nachzufolgen, ohne gleichzeitig politisch werden zu müssen.
    Die innere Umkehr ist nur der Auftakt, mich dann auch für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Das Reich Gottes bricht hier und jetzt an, in der Realität, da, wo ich meinem Nächsten Bruder oder Schwester werde, und das direkte Auswirkungen auf mein Tun und mein Lassen hat.
    Ich muss mich vor dem Hintergrund der Botschaft Jesu in die Politik einmischen. Und ich hoffe, dass viele glaubende Christinnen und Christen in der Politik aktiv sind, und mit der Bergpredigt im Rücken Politik machen. – Es wäre ein Segen für die Menschen.
    Und, nebenbei, hoffe ich doch sehr, dass viele deutsche Politikerinnen und Politiker etwas mehr im Blick haben, als die nationalen Interessen.

    Übrigens: Wir befinden uns mitten in der Debatte, die am 15. Januar dann wahrscheinlich auch in Berlin stattfinden wird. Das kann, glaube ich, recht spannend werden.

  5. Philip

    Na gut, das sehe ich eben anders. Natürlich habe ich auch eine politische Meinung, die ihre Wurzeln in meinem Glauben hat. Und die Bergpredigt betrachte ich da auch als ganz fundamentale Richtlinie, was ethisches Handeln angeht. Aber ich bin sehr vorsichtig damit, politische Forderungen zu stellen und sie mit dem Glauben zu begründen.
    Es ist sogar schädlich, so etwas zu tun, weil dann gleich der Vorwurf an die Christen aufkommt, sie würden nach Macht und politischem Einfluss streben. Dieser Vorwurf ist vermeidbar.

    Mein Fokus liegt auf der Gesellschaft, nicht auf der Politik. Und ich fühle mich da auch durch Jesus und die ersten Christen bestätigt.

    Ich finde die Debatte interessant, nach Berlin werde ich aber nicht kommen können.

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