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Was männliche Führungskräfte von Obama lernen können.

Von Roland Kopp-Wichmann. Das letzte Mal, dass ich eine Nachrichtensendung im Fernsehen verfolgte und mir immer wieder die Tränen kamen, war beim Fall der Mauer in Berlin. Letzte Nacht war es wieder so weit. Ich sass da, schaute die Bilder der Menschen, als das Ergebnis der US-Wahl verkündet wurde, sah die begeisterten Menschen – und war ergriffen.

Da mir das bei einer Bundestagswahl noch nie passierte und ich auch zu Amerika keine besonderen Beziehungen pflege, dachte ich, dass es schon etwas mit der Person von Barack Obama zu tun haben müsste. Und mit dem, was er in Menschen auslöst. Dann musste ich an meine Arbeit mit Führungskräften, denn diese wollen ja bei Ihren Mitarbeitern und Kunden auch viel bewegen.

Warum geschieht das so selten?

Ich habe darüber nachgedacht, was speziell ein Mann, der andere führen will – Frauen führen anders – von dem neuen US-Präsidenten lernen kann. Dabei bin ich auf sieben Punkte gekommen, welche Fähigkeiten ein Mann, der sich als moderne Führungskraft begreift, heute auszeichnen könnte.

  1. Er ist umfassend intelligent.
    Er interessiert sich nicht nur für alle fachlichen Belange seines Gebietes. Sondern weiss auch, wo die Grenzen seiner Kenntnisse sind. Dann gibt er nicht vor, es zu wissen, sondern vergibt sich nichts, kompetente Berater zu engagieren.
    Damit haben etliche Führungskräfte Schwierigkeiten. Sie sind entweder beratungsresistent oder merken gar nicht, dass sie etwas nicht wissen. Denn dazu gehört auch, sich nicht für allwissend und unfehlbar zu halten.
    Zur umfassenden Intelligenz gehört neben dem fachlichen Wissen auch die „emotionale Intelligenz“. Also die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
  2. Er ist mit seinen Gefühlen in Kontakt.
    Viele Führungskräfte glauben ja immer noch, dass kluge Argumentation oder lange Zahlenkolonnen Menschen animieren, sich ihnen anzuschliessen. In seinen mitreissenden Reden gelingt es Obama dagegen immer wieder, die Menschen emotional anzusprechen. Das kann man zum Teil auf Rhetorikseminaren lernen. Doch wer andere emotional überzeugend ansprechen will, muss vor allem auch mit den eigenen Gefühlen in Kontakt sein. Muss seine Aengste, Unsicherheiten aber auch seine Träume und Ziele genau kennen.
  3. Er führt über längere Zeit eine gute Ehe.
    Dieser Punkt mag manchen überraschen. Was hat Menschenführung mit dem Führen einer privaten Beziehung zu tun? Ich finde, eine ganze Menge.
    Man kann vielen Menschen eine Weile etwas vormachen. Aber in einer längeren Ehe ist es schwer möglich, dem Partner etwas vorzuspielen, was man nicht ist. Es braucht die Fähigkeit, den anderen zu führen – und sich führen zu lassen. Es braucht die Fähigkeit zu Visionen – und den langen Atem diese umzusetzen.
    Ich bin immer skeptisch, wenn ein Mann es nicht fertigbringt, ein Zweier-Team über längere Zeit zu fuehren und dabei viele Schwierigkeiten zu meistern und andererseits glaubt, das Führen eines Projekts mit unterschiedlichen Menschen wäre einfacher.
  4. Er bemüht sich, möglichst authentisch zu sein.
    Dazu gehört meiner Meinung nach eine feste Basis in einer eigenen Wertebasis. Dann gelingt es auch, möglichst unabhängig Positionen zu beziehen und Auseinandersetzungen nicht auszuweichen. Doch viele männliche Führungskraefte sind zu sehr am eigenem Erfolg oder unablässiger Bewunderung und Aufmerksamkeit interessiert. Dann kann es passieren, dass Wahlprogramme anhand demoskopischer Umfragen konzipiert werden, ähnlich wie Fernsehprogramme nach der Quote geplant werden.
    „Möglichst authentisch“ heisst, dass es natürlich auch Situationen gibt, wo man die eigenen Ueberzeugungen nicht ganz durchsetzen kann. Wichtig ist, dabei die eigene Grenze zu kennen, wo man etwas nicht mehr mittragen will.
  5. Er ist ein erwachsener, kraftvoller Mann.
    Bei vielen Politikern oder Führungskräften, die ich im Fernsehen sehe, denke ich: „Will der mich für dumm verkaufen?“ Ihre Diskussionsbeiträge, Argumentationen oder persönlichen Antworten sind so durchsichtig, so flach oder nichtssagend, dass ich geistig oder tatsächlich abschalte.
    Manchmal hilft es auch, auszuprobieren, ob man sich die betreffende Führungskraft beim Sex vorstellen kann.
  6. Er nutzt die modernen Medien.
    Obama nutzt konsequent die Möglichkeiten des Social Networkings und des Internet-Marketings. Die Erfolge bei den Erstwählern zeigen den den Erfolg dieser Strategie. So engagierte er den ehemaligen Mitbegründer von Facebook, der Obama’s Auftritt im Internet organisierte.
    Siehe: www.mybarackobama.com
    Man vergleiche dazu Informationsstand und Offenheit einiger Bundestagsabgeordneter bezüglich des Internets (Stand Juni 2007):
    oder hier ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=C0Q41F6m1_E
  7. Er nutzt seine Macht, um andere zum Mitmachen zu bewegen.
    Führungskräfte alter Schule versuchen, Mitarbeiter für ihre eigenen Ziele einzuspannen. Sie verkünden ihre Ziele und drängen ihre Mitarbeiter, diese umzusetzen. Obama schafft es, dass Menschen wieder beginnen, an sich selbst zu glauben und zu betonen, dass es in der Politik oder im Business nicht um die Führer geht, sondern um die Menschen selbst und deren Nutzen. (Siehe diese Grafik von Captain Obvious)

Die obigen Meinungen sind natürlich völlig subjektiv und das Resultat meiner jahrelangen Frustrationen, die ich bei der Lektüre von Zeitungen oder meinem seltenen Fernsehkonsum immer wieder erlebe.

Erst als ich die Berichte über Barack Obama las und ihn am Fernsehen sah, wurde mir klarer, warum ich bei Ansprachen unseres Bundespräsidenten, der meisten Bundesminister oder Führungspersönlichkeiten der Wirtschaft in Talkshows so schnell abschalte.

Was halten Sie von diesen Thesen?

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5 Kommentare

  1. Ingo

    > wenn ein Mann es nicht fertigbringt, ein
    > Zweier-Team über längere Zeit zu fuehren
    > und dabei viele Schwierigkeiten zu meistern

    In der Ehe ‚führt‘ ein Mann das Zweierteam?! Wenn das mal keinen Ärger aus dem Gender- und Feministenwinkel gibt 🙂

    Aber im Ernst – das sind einige gute Beobachtungen und interessante Punkte. Ich denke, gerade Obamas vorhandene (oder zumindest gut einstudierte) Authentizität und Emotionalität hat die meisten Punkte gebracht. Und davon können Leiter wirklich etwas lernen. Bei ihm ging es allerdings auch da hin, das echte Inhalte nicht mehr wirklich wichtig (manchmal auch nicht wirklich erkennbar) waren. Vielleicht doch kein echtes Vorbild für Führungspersonen? Aber ein spannendes Thema bleibt es allemal. Bin gespannt auf andere Meinungen …

  2. Roland Kopp-Wichmann

    Hallo Ingo,
    ich hoffe, Leser aus dem Gender- und Feministenwinkel lesen mehr aus meinem Blog als diesen einen Satz. Dann wird auch klar, dass ich die partnerschaftliche Beziehung favorisiere und empfehle. Konkret heißt das, Mann und Frau sollten in der Partnerschaft führen und sich führen lassen, am besten abwechselnd, sonst gibt es dauernd Streit.

    Ich glaube, dass in einen Wahlkampf recht wenig Inhalte gehören. Wer aus dem Wahlvolk kann denn schon beurteilen, welche Maßnahmen richtig wären. Dann hängt das bei uns auch nochmal von den Koalitionen ab, die man nach der Wahl eingehen muss.

    Aber was für ein Menschenbild jemand hat, für wen er spricht, und ob das alles möglichst glaubhaft ist, will ich von einem Politiker erfahren. Auch will ich eine ungefähre Vision hören, die mich begeistert. Wie man da hinkommt, kann ohnehin keiner so genau sagen. Die Richtung ist entscheidend – und ich glaube, das hat Obama sehr gut verstanden und kann es glaubhaft vermitteln.

    Danke für Ihren Kommentar.

  3. Gerhard Mentzel

    Die ewige Suche nach dem wahren Messias:

    Kommt uns das alles nicht bekannt vor? Kennen wir das, was wir in Amerika beobachten, nicht ähnlich aus den Anfängen der christlichen Geschichte, wo messianische Hoffnungen auf den römischen Kaiser, die politische Führung gesetzt wurden?

    Wer die Hoffnung auf auf politische Lösungen für die dringlichen Probleme der Zeit aufgegeben hat, der versucht wieder nach einem Wort, einer universalen Vernunft zu hören.

    Der will die von Papst Benedikt XVI. als biblisch-geschichtliches Wesen des christlichen Glaubens gesehenen kreative=schöpferische Vernunft im heutigen Weltbild verständlich machen: „www.theologie-der-vernunft.de“ oder versucht sie im Forum der Brights „Ist Glaube vernünftig“ zu begründen.

    Viele Grüße vom Paradigma der lebendigen
    schöpferischen Vernunft in der Welt-Gegenwart.

    Gerhard

  4. Michaela Bremer

    Nummer 6 und 7 scheinen mir am interessantesten, man vergleiche auch die ähnliche Liste in der Welt bzw. das Buch, das dazugehört: http://www.welt.de/politik/article2657010/Die-zehn-Erfolgsstrategien-des-Barack-Obama.html

    Obama ist wohl der erste Politiker, der wirklich das Netz nutzt und wirklich mit den Wählern ganz direkt und forlaufend kommuniziert. Jetzt wollen wir nur mal hoffen, dass das uach in der Zukunft so beibt…

  5. Pingback:Obamas Handreichung an den Islam «

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