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Einfache Gemeindeformen (Hauskirche) und Netzwerke

Ich möchte das Thema Netzwerk und Simple Churches, Vernetzung und „Einfache Gemeinden“ aufgreifen, weil ich denke, dass es noch nicht genügend erklärt und diskutiert wurde.

Zunächst einmal, was sind Einfache Gemeinden?

Einfache Gemeinden (Hauskirchen) sind verteilt in ganz Deutschland. Man sieht sie erst auf den zweiten Blick, da in der Regel KEIN Kirchturm vorhanden ist. Hausgemeinden haben ihre Existenz in den Wohnungen und Häuser der Christen. Im Leib Christi entwickeln sich wieder die urchristlichen Formen, Gemeinde zu leben.

  • Die Gemeinden werden von Ältesten, Vätern und Müttern in Christus geleitet.
  • Es geht NICHT um Mitgliedschaft einer Kirche sondern um Jüngerschaft.
  • Das Abendmahl wird (kann) TÄGLICH zu den Mahlzeiten eingenommen (werden).
  • Die Priesterschaft ALLER Gläubigen wird gelebt.
  • Hauskirchen sind spontan – Gottesdienst immer und überall!
  • Hausgemeinden sind lebendige Gemeinschaften.
  • Die Dienste nach Epheser 4,11 werden praktiziert.
  • Es gibt keinen (in der Regel) vollzeitlichen bezahlten Pastor, Arbeiter Gottes sollen dennoch Lohn im Weinberg des HERRN bekommen!

Sind Netzwerke von Einfachen Gemeinden die alten organisierten Dachverbände mit neuem Namen? Sind die einfachen Gemeinden auf dem alten Weg, in einem neuen Gewand eine neue Konfession zu errichten? Jemand sagte , dass die einfachen Gemeinden nicht auf einem Weg zu einer Denomination sind, weil sie verschieden und selbstständig sind. Gibt es aber eine überörtliche “Organisation”, führt das nicht unweigerlich dazu, dass diese Selbstständigkeit und Individualität verloren geht, weil sie sich automatisch alle angleichen? Ich denke die entscheidende Sache ist die Frage nach dem Charakter von Beziehung.

Als sich die ersten Gemeinden im 1. u. 2. Jahrhundert entwickelten, breiteten sie sich über die natürlichen Beziehungen von Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie, von Haus zu Haus, von Ort zu Ort aus, entlang der Straßen des römischen Reiches, die zuerst von den Soldaten, später von den Kaufleuten und dann sogar von Touristen benutzt wurden. Die Ausbreitung der Gemeinde geschah zwar in vorbereiteten weltlichen Infrastrukturen, doch nicht bewußt organisiert – es geschah einfach. Und es geschah, so sagte es Kirchenvater Cyprian, wie eine “Genealogie von Gemeinden”, also multiplikativ, wie Familien wachsen und sich vermehren, wie soziale Beziehungsgeflechte entstehen, wie sich Menschen zusammentun und immer wieder neue Leute “angesteckt” werden, wie ein Grippevirus, der sich unter einer bestimmten Gruppierung von Menschen ausbreitet.

Um beim Beispiel der Vermehrung von Familien zu bleiben, wissen wir, dass jede neue Familie anders ist. Jede neue Familie wird zwar in vielen Dingen bestimmte Werte aus zwei Herkunftsfamilien mitnehmen, doch wird sie unweigerlich eine ganz neue Familienitdentität entwickeln, mit ähnlichen Werten, aber auch mit modifizierten und ganz neuen Werten. Trotzdem bleibt die Grundstruktur der “sozialen Organisation” und des “geistlichen Organismus”, die DNS der einfachen Gemeinde erhalten.

Was durch diese Verbreitungsart entsteht, ist eine organisches Netzwerk von lebendigen Beziehungen der Gemeinden untereinander, wie in einer Sippe oder in einem Clan. Das kann man fördern, indem man bewußt auf andere zugeht oder es blockieren, indem man sich abwendet und nichts gemeinsam unternimmt. Vernetzung kann also auch mit Überlegung und Planung einhergehen. Die Beziehungen die dann entstehen, sind aber nur sinnvoll, wenn sie von Gott gestiftet, bzw. eingefädelt werden. Beides ist notwendig, göttliche Lenkung und Vorsehung, aber auch menschliche Initiative.

Leiter sind “Netzwerker” – nur wer ein Netzwerk von Beziehungen pflegt, kann Dinge bewegen. Reich Gottes heißt, dass wir als Christen etwas Positives in Bewegung setzen. Nicht nur Apostel, sondern alle 5 Dienste aus Eph. 4.11 müssen Netzwerker sein, um ihren Dienst tun zu können. Die Netzwerke sind nämlich die Infrastrukturen, in denen die mobilen Dienste sich von Gemeinde zu Gemeinde bewegen – sie sind der Blutkreislauf (das koranale Netzwerk) und die Nervenbahnen (das neuronale Netzwerk) des Leibes, in denen die Nahrung und die Impulse Gottes für seine Kinder fliessen.

Die Art von Beziehungen unter den Netzwerken einfacher Gemeinden basieren darauf, dass die einzelnen freiwillig, weil sie es wollen und brauchen, Beziehungen suchen und pflegen und nicht weil sie es müssen, weil sie kontrolliert und von anderen organisiert werden. Auf dieser Basis kann ein loser Zusammenschluß von Gemeinden in einem bzw. in mehreren Netzwerken entstehen, wodurch ein großer Ressourcenpool für alle nutzbar gemacht wird.

Das ist auch der Grund, warum es meiner Meinung nach gut ist Hauskirchentage, bzw. Infotage für einfache Gemeinden durchzuführen. Sie bieten eine Plattform, wo Vernetzung in dieser Weise gesucht und gefördert werden kann.
Lesen Sie mehr: Netzwerke aus professoraler Sicht oder Reich Gottes einmal anders gedacht.

Ich selbst bin weiterhin in einer großen Gemeinde und finde die Entwicklung hin zu mehr „Mischwald“ interessant. In einem Wald gibt es große und kleine Bäume.
Den Artikel habe ich mit Genehmigung des Autors in weiten Teilen von Richard Schutty übernommen.

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1 Kommentar

  1. Don Ralfo

    Sehr gute Zusammenfassung. Danke. Diese Vision möchte ich gerne leben. Aber ich bin auch für die Vernetzung mit den großen und Komplexen Kirchen und Gemeinden. Auch dort gibt es Christen, die Beziehungsorientiert leben wollen und mehr als nur ein kleines „Rädchen“ in einem großen System sein wollen. Kommunikation, Freundschaft und Beziehung ist für mich das A und O von echter christlicher Gemeinschaft.
    Und so etwas lässt sich nur schwer in Massenveranstaltungen verwirklichen. Aber auch als einfache Gemeinde braucht man ab und zu den „größeren“ Zusammenhang, das gemeinsame Feiern unseres Glaubens, die Verkündigung des Wortes und Lehre. Warum sollte man nicht als einfache Gemeinde auch die Ressourcen der „großen Brüder“ nutzen? Und umgekehrt!
    Wo Austausch und Kommunikation ist, fließt auch das Leben. ;-))

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