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Ist „Deutschland sucht den Superstar“ unchristlich?

bfohrn048dsc15_010531.jpgNachdem am Mittwochabend die ersten Castings von „Deutschland sucht den Superstar“, kurz DSDS, ausgestrahlt wurden, gab es wieder jede Menge Gesprächsstoff um Kandidaten, die Jury, aber vor allem – wie immer – um die Sprüche von Jury-Dino Dieter Bohlen. Kritik an Bohlen kam nun von einem prominenten Branchenkollegen, nämlich Kammersänger Tony Marschall: Der haderte laut der Neuen Presse Hannover, dass Bohlens Sprüche „nichts mehr mit [der] Würde“ des Menschen gemäß des Grundgesetzes zu tun hätten. Es stellt sich nun für jeden Christen und jeden vernünftigen Menschen die Frage: Ist es verantwortlich und christlich sich DSDS zu gönnen?

Ganz ehrlich: Wer schmunzelt nicht, wenn unsere Mitbürger mit Superstar-Ambitionen sich vor die gefürchtete Jury trauen und etwas zum Besten geben, obwohl sie weder einen Ton treffen, noch Stimme haben, geschweige denn Tanzen können? Es vermag einen schon amüsieren zu sehen, wie Menschen, die total davon überzeugt sind, unentdeckte Talente zu sein, ja deren Sprung auf die großen Bühnen längst überfällig war, sich blamieren und einen Rüffel nach dem anderen kassieren.

Es geht aber um mehr als Blamage oder die Tatsache, dass einige Kandidaten nicht das nötige Zeug zum Superstar mitbringen. Es geht vor alle um Dreierlei:

1) Bevor die Gesangshelden vor die Jury um Bohlen und Co. treten dürfen, wird schon einmal vorher ausgesiebt. Das legt den Verdacht nahe, dass man absichtlich Kandidaten zu Bohlen und vor die Kameras von RTL lässt, die nicht singen können und garantiert für Witze und Sprüche seitens der Jury hinhalten. Man lässt die „untalentierten“ Kandidaten so im Glauben, dass sie, wenn sie erstmal vor die Kameras und vor Bohlen und Co. treten dürfen, konsequenterweise Talent haben müssen und nun auch alles geben.

2) Das Verhalten solcher Kandidaten, denen man soeben seitens der Jury zu verstehen gegeben hat, dass man sie nie mehr wieder singen hören möchte, gleicht oftmals einem Betteln und Niederwerfen vor den Jurymitgliedern, um doch noch weiterzukommen. Da stehen die Kandidaten da und weinen oder flehen noch eine Chance zu bekommen. Schlimmer noch: Für viele bricht vor laufender Kamera eine ganze Welt zusammen. In nachträglichen Interviews geben die gerade eben gescheiterten zu Protokoll, dass sie nicht wüssten, wie ihr Leben weiter gehen soll bzw. welchen Sinn es noch habe. Hier stellt sich doch zurecht die Frage: Was für ein Lebensfundament haben solche Menschen, für die das Scheitern in einem Gesangscasting der Untergang der Welt bedeutet? Vertrauen zu Prinzipien wie die Einzigartigkeit meiner selbst (vor Gott) oder was wirklich im Leben zählt, werden hier von dem Verlangen nach Bekanntheit und Ruhm erstickt. Nicht selten machen einige solcher Kandidaten in all den Staffeln von DSDS den Eindruck „Außenseiter“ mit gesellschaftlichen Integrationsproblemen zu sein. Doch nicht mit medialem Ruhm, sondern der Selbsterkenntnis seiner selbst als Gegenüber eines liebenden Gottes erkennt man seinen eigenen Wert und seine Bedeutung. Die eigene Würde spielt kaum noch eine Rolle. Für das Ziel, wenigstens ein paar Wochen Deutschlands Superstar zu sein, knien viele vor der Jury oder heulen und flehen.

3) So sehr einige der Sprüche auch „witzig“ oder „knallhart“ rüberkommen mögen, muss man sich als vernünftiger Mensch und gerade als Christ fragen, ob es gemäß der Liebesbotschaft Jesu Christi, des Evangeliums und der von Gott gegeben Vernunft und Erkenntnis für das Richtige moralisch richtig ist, sich anzusehen, wie Menschen – verblendet von falschen Werten und Zielen – seelisch zusammenbrechen und gedemütigt werden. Ist es „okay“ zuzuschauen, wenn sich die Medien Menschen aussuchen und vor die Kameras treten lassen, einzig mit dem Ziel, sich auf ihre Kosten vor Millionen lustig zu machen, ja sie fertig zu machen ? „Aber die sind doch selber schuld, die gehen dort doch freiwillig hin!“, wird sich nun mancher sagen. Dennoch gilt in einer Gesellschaft von Verantwortung und christlicher Nächstenliebe, Menschen vor sich selbst und dem ihn drohenden Unheil zu schützen, wenn sie nicht selbst in der Lage sind zu erkennen, wohin sie sich verlaufen.

Ginge es bei der Produktion von DSDS um Qualität, würde man Kandidaten vor die Jury treten lassen, die wenigstens den Hauch einer Chance auf das Weiterkommen haben. Stattdessen lässt man in den nicht ausgestrahlten Vorcastings bewusst solche durch, die sich wenige Stunden später zum Kasper der Nation machen werden. Würde DSDS aber nur noch auf Qualität der Kandidaten setzen, würden vermutlich viele nicht mehr einschalten. Und hier sind wir am entscheidenden Punkt. Wie schon zu allen Zeiten, kommen die Menschen in die „Arenen“ der Menschenverachtung, um sich des Anderen Schmach genüsslich reinzuziehen. Lenkt sie doch von der eigenen Unzufriedenheit kurz ab. Andere stehen im Ring und ich kann entspannt zusehen. Die Zuschauer entscheiden also, ob die Zur-Schau-Stellung weitergeht. Das gilt jedoch nicht nur für DSDS, sondern für vieles im deutschen Fernsehen.

Bild:Bertram Fohrn,pixelio.de

 

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5 Kommentare

  1. Otto Normalchrist

    Vor allem, wenn man bedenkt, wie „künstlerisch wertvoll“ das ist, was Herr Bohlen an Musik so produziert…
    Seine Kompositionen sind so einzigartig, dass Kenner der Popmusikgeschichte bekannte Poptitel darin wieder erkennen und seine Arrangements, sind so originell, dass man als Besitzer des gleichen Keyboardmodells die Werksrhythmen der Begleitautomatik wieder erkennt.

  2. der durchschnittliche christ

    naja, stimme mit dem autor an sich überein.
    Aber title wie “ ist xy unchristlich “ lassen ein ungutes Gefühl in meinem Magen hervorkommen…

    Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, weil ich die show ganze 0 minuten in meinem leben gesehen habe. Nur über youtube clips habe ich die grössten patzer miterlebt – und ja- darüber gelacht…
    Wie bei behinderten-witzen kann man lachen OHNE die Person zu verachten.

    Mir kommt das oft so wie eine Überwachermentalität vor.
    Persönlich hätte ich NIE von der Sendung wind bekommen,…
    Was ich damit sagen will: Wenn ein Buddhist in Kairo eine rede an der Uni hält, kommt hier auch niemand auf die Idee zu schreiben, dass es „unchristlich“ ist.
    Warum?! Naja, weil es halt niemanden interessiert. Und es ist auch keine Thema, weil wir mit unserer ENTHALTUNG eine deutlichere Meinung gezeigt haben als mit allem dagegenreden.
    Ich schaue die Sendung nicht an, ich mag es nicht, es langweilt meinen Intellekt usw usw…
    Durch lange Artikel wie der Autor hier, gibt man Dingen mehr Bedeutung und bewirkt zudem das Gegenteil.

    Von der Sache her sind wir uns ja einig – aber ich denke wer´s sehen will der will´s sehen. Und die Quoten sagen eindeutig dass die Leute es sehen wollen. Obwohl jeder meint dass es Schrott ist 😉

    jaja, wie bei McDonalds. Böses Ami-Junk-Food. Aber voll ist der Laden trotzdem 😉 …

  3. Apassionata

    Mc Donalds Essen ist meine persönliche Sache, aber Zusehen und mich amüsieren wie Menschen verspottet werden, das ist nicht im Sinne Jesu. (ich habe auch schon zugeguckt, aber schlechtes Gewissen und tu es nicht mehr.)

  4. Ziderelle

    Das ist wahr – und erschreckend zugleich. Das Niveau ist jetzt schon unterirdisch und trotzdem sind die Zuschauerzahlen astronomisch – da könnte man glatt langsam wehmütig über die Zukunft der Gesellschaft nachdenken.

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