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Danke, Werbung !

zzz_seg1.jpgDanke, Du Werbung. Dafür, dass Du Wünsche in uns weckst, die wir ohne Dich nie hatten. Dafür, dass Du uns zu Konsumenten abstempelst und dabei vergißt, dass Deine Macher selbst solche sind. Danke auch für den Ausdruck Konsument, für diese vermarktwirtschaftlichte Bezeichnung. Danke, dass wir nicht länger Menschen sein brauchen, sondern in dem einfachen Schema von Kaufen und Verkaufen als Konsumenten gehandelt werden. Danke dafür, dass Du die Wirtschaft ankurbelst. Denn das wollen wir doch – wir Konsumenten. Alles immer billiger. Und vergessen dabei, dass wir mit in diesem Boot sitzen. Dass wir mehr arbeiten müssen, mehr ausgebeutet werden, schneller gekündigt werden, nur, damit die Ware immer billiger wird.

Aber das wollen wir doch – wir Konsumenten. Billiger fliegen, billiger essen. Geiz sei geil. Danke, für diese Versexualisierung der Sprache, mit der Du uns umgibst. Geil wollen wir doch sein. Und wenn Geiz geil ist – ja, warum dann nicht auch wir ?
Klingt das ein wenig zu flapsig, ein wenig zu gesellschaftskritisch ? Mag sein. Sicher, wir alle müssen ja einkaufen, um zu leben. Aber wenn es nach Dir geht, dann leben wir, um einzukaufen. Danke.

zzz_seg.jpgAn einem münchner U-Bahnhof hängt ein Plakat eines Fitnessstudios. Darauf ein junger Mann, rechts und links hinter ihm junge Frauen. Arme hoch, sie hüpfen. Die Achseln sind fein säuberlich rasiert und das Lächeln irgendwie verklärt. Er – der junge Mann – scheint gerade eine Erleuchtung gehabt zu haben. Oder er denkt an die Drogen vom Vortag. Und auch die beiden hübschen Damen können sich nichts anderes vorstellen, als zu hüpfen und zu lachen.
Darunter viele kleine Bilder. Straff streckt eine Fitnessdomina ihre Arme in die Höhe. Nein, sie will nicht salutieren und schon gar nicht zu einem Gruß anheben. Nein, sie lebt einfach in dieser Fitness, das ist ihre Welt, eine Welt, in der die Freude wohnt, immer. Diese Freude hat nun auch einen Hantelheber erfasst, der möglicherweise einen Bügel verschluckt hat – seinem Grinsen nach zu urteilen.

zzz_stringtanga.jpgPlakatwechsel. Ein Bettenunternehmen signalisiert: auf unseren Betten kann man mit leicht bekleideten Frauen im Stringtanga Äpfel essen. Und die Freude ist natürlich auch mit dabei: Ihr Freund freut sich, sie freut sich, alles ist gut. Heile Welt der Werbung. Ja, mit diesem Bettengeschäft ist gut Äpfel essen.

zzz_stolz.jpgPlakatwechsel. Ein Energieunternehmen hat zwei Kinder auf ihr Plakat gebannt. Sie umarmen sich. Darüber der Spruch: Ob es denn noch Energie gebe, wenn sie einst geheiratet haben würden ? Nun, die Antwort kommt gleich rechts daneben, in einem Hendiadyoin (eine Sache wird durch zwei bedeutungsgleiche Ausdrücke dargestellt): Energie für immer. Und jeden Tag.
Oh, da freuen wir uns. Wollen wir das nicht alle ? Energie ohne Ende ? Und am besten nicht nur in der Steckdose, nein, auch da, wo man die Äpfel so gerne isst und auch dort, wo man so geil wird aufgrund der niedrigen Preise ? Na klar.
Die beiden Kinder wollen es sicher auch – sie wissen es nur noch nicht. Sie posieren so, wie der Regisseur es ihnen angewiesen hat. Sie haben den “Rotzlöffel” und “Gören”-Blick drauf, wenn man sie genauer anschaut. Das sind die Kinder, mit denen man in der Schule nichts zu tun haben wollte. Weil sie immer das Wort hatten. Weil sie schon damals anfingen, über Leichen zu gehen.
Stimmt nicht ? Nein, tatsächlich, das stimmt so nicht ganz. Denn die beiden Kinder posieren natürlich und es wäre alles andere als objektiv, ihnen solche Attribute anzudichten. Es ging hier nur darum, die Werbung einmal anders zu sehen – und sie ein wenig zu pointieren.

Danke Werbung, dass Du uns soviel Stoff für einen Artikel lieferst. Danke. Vielleicht sollten auch wir Dich hier einblenden. Ach danke, nein, da verzichten wir drauf.  Wir werben lieber für etwas, das ein wenig freier macht von dieser finanziellen Weltsicht. Für einen Glauben, der – wenn man sich in ihm aufgehoben fühlt – zwar nicht die Mankos dieser Welt beseitigt. Der aber hilft, manches gelassener zu sehen.
Das tut er nicht im Sinne einer Ideologie. Das tut er vielmehr deshalb, weil er auf etwas hinweist, was tatsächlich die Ursache aller Existenz ist: Gott.

Es wäre nun falsch, den Bogenschlag zum Glauben zu vollziehen in dem Sinne: Glaube, und Du hast keine Probleme mehr. So ist die Welt nicht. Das wissen wir alle. Und es wäre auch verkehrt, die Sozialkritik automatisch mit dem Glauben zu verknüpfen – wie wir das oben ansatzweise trotzdem getan haben.
Aber dennoch: ein wenig hat das eine schon mit dem anderen zu tun. Auf beiden Seiten nämlich werden Heilsbotschaften verkündigt. Die der Werbung lautet: kaufe, und Du wirst sein, was Du besitzt. Kaufe, und Deine Welt wird rosig.
Die des Evangeliums ist eine andere: Glaube, und Du wirst die Welt um Dich herum mit anderen Augen sehen können. Glaube, und Du wirst merken, Du kannst niemals tiefer fallen, als in die Hände Gottes. Auch in allem Übel nicht.

( p.s. im Übrigen haben wir nichts gegen Fitness und auch nichts gegen Energie. Und auch nichts gegen Besitz. )

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Verfasser: MG.

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